Erste Aufzeichnungen des Zahnradmädchens
Meine Lesart der alchemischen Philosophie hat sich über die Jahre hinweg stark verändert. Wie so oft, sehe ich auch in der Novelle, die inzwischen den Arbeitstitel "Das Herz des Zahradmädchens" trägt, im Nachhinein einen Tieferen und ziemlich anderen Sinn, als den ich ursprünglich gedacht hatte.
Meine ersten Aufzeichnungen von 2006 waren komplett auf die Titelfigur zentriert, auf die Erfahrung eines mechanischen Leibs und die Grenzen davon, den Körper als Maschine zu denken. Ab gewissem Punkt, ließ ich mich von Descartes überzeugen, lässt das Bewusstsein sich nicht weiter zerlegen. Selbst wenn ich meinen eigenem Körper auseinandernehmen, bleiben ich und es fremd. In der Mitte des Körpers als Maschine muss ein verschlossenes, magisches Musikkästchen liegen, und was darin liegt ist gehört einer komplett anderen Dimension an. So entstand das Herz des Zahnradmädchens, das in der Mitte eines stets ersetzbaren, ja sogar kreativ stets zu neuen Größen entfaltenden Körpers, emotional-magische Geheimnisse barg.
Ich dachte dabei an meine Kinderspiele mit Transformers und Lego Technik, die später zum experimentellen Computer-Tüfteln wurden. Wie viel liebe man doch tatsächlich um Mechanischen investieren kann!
Die Rolle meiner Figur war jedoch die einer Anderen, ich hatte die Figur als Partnerin und nicht als Protagonistin gedacht. Und ich merkte, dass wenn sie sich selber als Maschine begriff, auch davon ausgehen würde, dass sie keinen Willen hat. Ihre eigene Subjektivität wahrzunehmen wäre die Reise an sich.
Wenn dies aber andere impliziert, sollten diese zugleich auch auf dieser Reise lernen. Die Perspektivenfigur der Geschichte sollte also der Mann sein, der sich, langsam und gegen allen Erwartungen, in das verliebt, was er beharrlich für eine Maschine hält. Dabei kann es keine plötzliche und allheilende Liebe sein. Viel mehr muss auch er lieben lernen, seine eigenen Gefühle und seine Verantwortung innerhalb der Beziehung entwickeln, damit diese Funktionieren kann. Während ich viele andere Plotlines erwog, nannte ich diese "the education of the lover".
Gefühle lassen sich innerhalb einer fantastischen Handlung besonders klar mit Magie verknüpfen um graphisch zu beschreiben, was ansonsten als rein subjektive subjektive Prozesse gelten. Riesenroboter, brennender Stahl und Schattenmonster machen es anschaulicher, wie überlebenswichtig eine interpersönliche Entwicklung sein kann. Immerhin sind solche Vorgänge genau so entscheidend, wenn sie auch nur "im Inneren" passieren.
Dieser Mann, dieser absolute Nerd der sich in eine Maschine verliebt und dann Angst hat, darin eine echte Frau zu finden, hatte in den Animes reichlich Vorbilder. Kurios, wie dies aber wiederum mit den tatsächlichen Problemen der Viktorianischen Zeit so gut zusammenpasste.
Jahre später, nachdem ich eine finale Version der Novelle geschrieben habe, Merke ich, dass das alchemische Mysterium Rebis, welche das Paar der Hauptfiguren darstellt, sich nicht nur auf meine eigenen Liebeserfahrungen bezieht. Auch das Zahnradmädchen, das nach Anerkennung hungert, war schon immer ich. Ich musste mich selbst, oder gerade durch andere, ins Licht rufen, um mich selbst zu erkennen und die diversen Seiten meiner Seele und meines Körpers zu einem neuen Wesen zu verschmelzen.
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